Der Bundesausschuss Friedensratschlag hat ein aktuelles fünfseitiges Papier herausgegeben, das sämtliche Aspekte des Krieges außerordentlich durchdacht und ausformuliert beschreibt. Dem ist nichts weiter hinzuzufügen.
Lesenswert
Friedensforum 3/2022
Frisch aus der Druckerei liegt die dritte Ausgabe des Friedensforum vor. Darin erinnert Martin Singe an Philipp Müller, der 1952 in Essen von der Polizei erschossen wurde, berichtet connection von den St. Petersburger Soldatenmüttern, die den Krieg des russischen Militärs in der Ukraine verurteilen, schreibt Rudi Friedrich zum internationalen Tag der Kriegsdienstverweigerung über den einem Ukrainischen Verweigerer verwehrten Schutz und über Kriegsdienstverweigerung im aktuellen Krieg in der Ukraine. Viele weitere spannende und wichtige Beiträge machen auch diese Ausgabe wieder lesenswert.
Friedensjournal 3/2022
Neu erschienen ist wieder eine Ausgabe des Friedensjournal. Diese Nummer widmet sich unter dem Titel „Der blinde Fleck: 8 Jahre Krieg in der Ukraine“ ausschließlich dem Krieg in der Ukraine und widerlegt nach Möglichkeiten diverse propagandistische Aussagen denen wir hier ausgesetzt sind.
Die aktuelle Ausgabe hier zum download.
Zum 1. Mai
Wer den Krieg beenden will muss jetzt sagen wie.
Unser Mitglied Dr. Ralf Feldmann hat anlässlich des 1. Mai ein Flugblatt herausgegeben, das lesenswert ist. Hier der Text:
Wolodymyr Selenskyj, der Präsident der Ukraine, ist für viele ein Freiheitsheld. Erbarmungslos und schrecklich die Macht des russischen Aggressors gegen sein Land: Häuserskelette in den Städten, aus sicherer Entfernung zerbombt, Massengräber, Menschen vor dem Nichts. Wir lassen sie nicht allein, dort nicht und hier nicht, wenn sie fliehen.
Selenskyj hofft – wie viele andere – auf einen Sieg mit schweren Waffen. Doch die brächten auf den Schlachtfeldern, wenn sie überhaupt ankämen, keine Überlegenheit, sondern endlos Tod, Zermürbung im Erschöpfungskrieg, weitere zigtausend Opfer in einem zerstörten Land – ohne Sieger. Und nach einem lähmenden Gemetzel mit konventionellen Großwaffen womöglich ein atomares Ende; mit diesem finalen Verbrechen drohen sie.
Es geht nicht darum zu siegen. Zu gewinnen ist nichts – außer Frieden. Vernünftige Kompromisse für einen Kompromissfrieden – ja, mit Verbrechern – müssen jetzt auf die politische Tagesordnung, nicht die Illusion eines Siegfriedens mit schweren Waffen. Nicht Botschafter Melnyk, der am Grab des ukrainischen Nazi-Kollaboranten Bandera Blumen niederlegte, bestimmt die Richtlinien der deutschen Politik. Die darf sich nicht weiter in den Krieg pressen lassen, mehr und mehr Kriegspartei werden, sondern muss jetzt ihre Vorschläge für einen Kompromissfrieden einbringen: gegen weiteres Morden und Sterben, für das Leben der geschundenen Menschen. Ihre Freiheit ist ohne ihr Leben nichts.
Es sei nicht nur die Freiheit seines Landes, sondern ganz Europas, die es zu verteidigen gelte, sagt Präsident Selenskyj. Welche und wessen Freiheit? Oligarchen, die in aller kapitalistischen Freiheit in einem korrupten System Milliarden anhäuften auf Kosten und zu Lasten anderer, halfen ihm ins Präsidentenamt. Er selbst nahm sich die private Freiheit, Millionen als Vorsorge offshore zu bunkern. Nun verbietet er gegnerische Parteien und schaltet die Medien gleich.
Männer, die in all ihrer Freiheit den Kriegsdienst verweigern wollen, zwingt er in den Kampf. Freiheit stirbt für seine Freiheit. Notwehr und Nothilfe gegen einen verbrecherischen Angriff sind legitim – doch nur dann, wenn sie die Not der Menschen nicht noch größer machen. Notwehr wird zu unterlassener Menschlichkeit, wenn Selenskyjs Soldaten im Stahlwerk des zertrümmerten Mariupol in aussichtsloser Lage das Angebot zu kampfloser Kapitulation ausschlagen und dadurch zahllosen Frauen und Kindern Rettung verweigern – Lebensverachtung auf beiden Seiten.
Zurückhaltung bei schweren Waffen – „Kasperltheater“, so Botschafter Melnyk – ist vorbei. Viele in Regierung, Koalition und Opposition begeistern sich an einem eigenen, geliehenen Heldenmut – und am Ende machen fast alle mit. Nicht nur mit Waffen, jetzt auch mit Panzern, und milliardenschwerer Militärhilfe in bar für die Ukraine, sondern auch mit den Milliarden in Putins Kriegskasse für Öl und Gas, das ungestört durchs Kriegsgebiet fließt. So dem Krieg auf allen Seiten Nahrung zu geben, ist keine Lösung in unserem Interesse.
Wer den Krieg beenden und Frieden will, darf nicht länger schweigend abwarten, sondern muss jetzt sagen: wie, zu welchen Bedingungen. Nicht nur die Ukraine, sondern auch die, die ihr helfen. Ein Kompromissfrieden verlangt der Ukraine einiges ab: die Neutralität und territoriale Opfer. Die Menschenopfer eines Krieges, der nicht endet, wären viel größer.
Bitter ist zu sterben, ehrenhaft, Frieden zu machen.
Bochumer Erklärung
Ist ein Krieg, der als konventioneller beginnen, aber schnell in einen atomaren Schlagabtausch übergehen könnte, im globalen Zeitalter überhaupt noch ein verantwortbares Mittel, um Probleme zu lösen? Kann ein 3. Weltkrieg Lösungen bringen, wenn die weltweite Vernichtung eine Möglichkeit ist? Kann man so handeln, als wäre man noch im 19. oder 20. Jahrhundert? Was kann eine kriegerische Auseinandersetzung überhaupt noch für eine andere Zukunft bringen?
Kriegsbereitschaft und Kriegsrhetorik wachsen. Wer keine Waffen in ein Pulverfass liefern will, gilt als weich und unzuverlässig. Angeblich nur noch wenige Tage bis zum Kriegsbeginn. Gegen diese Entwicklung in den Abgrund, die im Weltkrieg enden könnte, steht die Bochumer Erklärung zum Konflikt um die Ukraine. Günter Brakelmann, emeritierter Professor für Christliche Sozialethik und Zeitgeschichte der Ruhruniversität, hat sie geschrieben und gemeinsam mit zahlreichen Erstunterzeichnenden auf den Weg gebracht.
http://bochumer-erklaerung.eu/
Nicht nur ein Krieg um die Ukraine, jeder Krieg muss um jeden Preis verhindert werden. Beide Seiten, alle Beteiligten im Ukraine-Konflikt, haben berechtigte Interessen. Friedlicher Interessenausgleich , Kompromiss, Deeskalation statt Kriegsbereitschaft sind das Gebot der Stunde. Das Bochumer Friedensplenum unterstützt diese Aussagen der Bochumer Erklärung mit allem Nachdruck.
Wir rufen alle friedensbewegten Menschen in Bochum dazu auf, die Bochumer Erklärung zu unterzeichnen. Wir appellieren besonders an die politischen Parteien in Bochum und ihre Abgeordneten in Stadt, Land und Bund, der Bochumer Erklärung beizutreten.
Sorgt dafür: Bochums Partnerstadt Donezk braucht keine Waffen und Bomben. Sie muss endlich Frieden haben.
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Friedensjournal 1/2022
Regelmäßig alle 2 Monate erscheint das Friedensjournal herausgegeben vom Bundesausschuss Friedensratschlag. Die aktuelle Ausgabe hat den Schwerpunkt Ukraine, es wird darin u.a. erinnert, dass bei der Wiedervereinigung von BRD und DDR feierlich versprochen worden war, die NATO werde sich nicht nach Osten ausdehnen. Zwischenzeitlich sind zahlreiche Staaten, die damals der Warschauer Vertragsorganisation angehörten Mitglied der NATO geworden, und auch die Baltischen Staaten, die Teil der damaligen UdSSR waren, sind nun in der NATO.
Damit nicht genug, die NATO zündelt weiter und will mehr, so auch die Ukraine, ebenfalls Teil der ehemaligen Sowjetunion.
Mehr dazu, und auch über die neue Bundesregierung, die bevorstehende SiKo in München und eine Buchempfehlung („Respektvoll streiten“ von Gabriele Krone Schmalz) auf 16 Seiten im neuen Friedensjournal, hier zum Download.