Ein Beitrag von Felix Kohns
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„Plötzlich strahlte ein helles Licht auf. Dann fiel alles über mir zusammen und es wurde
ganz dunkel.“ – Von Glassplittern ernstlich verletzt, sieht der jesuitische Missionar Hugo
Lassalle das Licht langsam wieder ins Pfarrhaus zurückkehren, welches als einziges
Gebäude in der Umgebung der Druckwelle halbwegs standhalten konnte. Ihm und
anderen Überlebenden in Hiroshima eröffnet sich eine Szenerie des Grauens
ungekannten Ausmaßes: Unter den Trümmerhaufen dringen zwischen all‘ den bis zur
Unkenntlichkeit versengten Todesopfern die Hilferufe derjenigen hervor, die die Detonation
von „Little Boy“ mehr tot als lebendig überstanden haben. Orkan und Feuerwalze
entfliehend, versuchen die Jesuiten auf ihrem Weg flussabwärts zum Noviziat so viele
Versehrte wie nur möglich zu retten oder wenigstens nicht an Ort und Stelle einsam
sterben zu lassen.
Hunderttausende Menschenleben fallen den Atombombenabwürfen über Hiroshima und
Nagasaki zum Opfer, herzzerreißende Einzelschicksale wie jenes von der Mutter, die am
ganzen Leib verkohlt auf allen Vieren tagelang sich zu jenem Haus durchkämpft, in dem
sie ihre Kinder vermutet, haben sich tief eingeprägt in das kollektive Gedächtnis der
japanischen Gesellschaft: Als dieser Mutter die Haustür geöffnet wird, weil man ein
Scharren vernommen hatte, halten ihre Kinder sie für einen Hund. Sie stirbt
augenblicklich, sobald sie diese am Leben weiß.
…
Dann droht eine massive konventionelle Auseinandersetzung zwischen Russland und der
für Litauens Sicherheit im Rahmen einer NATO-Mission seit 2017 zuständigen deutschen
Bundeswehr. Dass die NATO bei der Modernisierung des Arsenals taktischer Atomwaffen
bei weitem nicht gleichgezogen hat mit den russischen Streitkräften, macht einen
begrenzten Atomkrieg in Zentraleuropa weniger wahrscheinlich, als die zugrundeliegende
NATO-Doktrin vermuten ließe – weil die russische Führung in Ermangelung gleichwertiger
Alternativen mit strategischen Gegenschlägen rechnen müsste.
Gleichwohl ist das Risiko eines großen zwischenstaatlichen Krieges mitten in Europa nun
so hoch wie seit dem Vorabend des Zweiten Weltkrieges nicht mehr.
Als 1949 das Wettrüsten der Blockmächte einsetzte, sagte Hugo Makibi Enomiya Lassalle:
„[…] Wir leben heute in einer gewissen Schizophrenie: Einerseits der Wahnsinn der
atomaren Aufrüstung – andererseits der echte Friedenswille der ganzen Menschheit. – Wo
ist ein Ausweg aus der Krise?“